Online und Offline sind ein Gewinn für den Journalismus

Ist das Ende der Zeitungen nah? Miriam Meckel, renommierte Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen sieht in einem lesenswerten Beitrag im Feuilleton der FAZ und in Ihrem Blog eine andere Zukunft der Medien: „Online und offline müssen sich unterscheiden. Beide haben das Recht, neben- und miteinander zu existieren. Beide sind in ihrer Unterschiedlichkeit und Komplementarität ein Gewinn für den Journalismus, die Vielfalt, die Nutzer.“ Aber sie sieht die Verlage noch längst nicht auf dem richtigen Weg dorthin.

Ist die New York Times in ein paar Monaten pleite und damit Geschichte? Meckel greift den Beitrag „End Times – Can America’s paper of record survive the death of newsprint? Can journalism?“ von Michael Hirschorn in der aktuellen Ausgabe von „the Atlantic“ auf und ergänzt dessen Kritik um „Zukunftsentwürfe“ der Medien

wie etwa „Epic 2015“ (deutsche Fassung bei Aperto) des Poynter Instituts, wo die „alten Medien“ von dem aus Google und Amazon geformten Giganten namens „Googlezon“ gefressen werden.

Aber Meckel sieht nicht schwarz. Nein, das sei nicht die Zukunft der Medien. Aber: „Sie könnte es sein, wenn einzelne Verlagsrepräsentanten weiter in hysterischer Verunsicherung auf das Internet starren wie das Kaninchen auf die Schlange. Sie könnte es sein, wenn traditionelle Zeitungskonzepte eins zu eins ins Netz übertragen werden, ohne dass Verleger und Journalisten sich die Mühe machen, Besonderheiten der Netzwelt zu erkennen und zu nutzen, um eine andere und komplementäre Medienkultur zu entwickeln und zu etablieren. Sie könnte es sein, wenn leitende Redakteure weiterhin glauben, online sei zweitklassig und deshalb zeitweilig „Onlinesperren“ über ihre Printredaktionen verhängen. Sie könnte es auch sein, wenn wir weiterhin nicht sauber zwischen derzeitiger Wirtschaftskrise und strukturellem Medienwandel unterscheiden.“

Ihre Zukunftsvision: Online und Offline sind zwei Seiten einer Medaille. Mancher kluge Blattmacher handle bereits so: Aktuelle News kommen zuerst online, aber die guten Geschichten, sorgfältig und aufwändig recherchiert und geschrieben, die haben ihren Platz in der gedrucken Zeitung. „Aber insgesamt erstaunt einen bei der Beobachtung der Märkte doch, wie viel Ratlosigkeit und Unsicherheit noch immer herrscht, die gerne durch radikale Thesen und Aktionen ausgeglichen wird.“

P.S.: Ist die New York Times wirklich bald pleite? Die Antwort „Nein“ der New York Times auf die „Rechnung“ von Michael Hirschorn gibt es bei Poynter im Forum. Trotzdem bleiben offenbar Zweifel, wie man bei Gawker (The Financial Future of the New York Times) nachlesen kann. Mehr zum Disput mit lesenswerten weiterführenden Links auch beim Medienspiegel.ch.

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