Stifterverband: Fachkräftemangel bedroht Innovationskraft Deutschlands

In Tuttlingen werden schon Ingenieurstudenten mit einem garantierten Arbeitsplatz an die Hochschule gelockt, in Nordbayern haben sich führenden Automobilzulieferer zum Projekt „Automotive Supplier Industry-in Bayern ganz oben“ zusammengeschlossen, um bei Studenten und Absolventen „die Vorteile dieser wachstumsstarken und innovativen Branche“ zu präsentieren. Trotz Wirtschaftskrise herrscht Fachkräftemangel vor allem bei technischen und naturwissenschaftlichen Berufen wie Ingenieure und Informatiker – und der wird noch schlimmer, sorgt sich der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft : „Die Fachkräftelücke in bedroht Wirtschaftsaufschwung“

Neue Strategien für mehr MINT-Absolventen (in den Fächern Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften) sind laut einer aktuellen Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft dringend notwendig, um die kommende Nachwuchslücke bei den Fachkräften in den Technik und Naturwissenschaften zu schließen. „In Deutschland gehen jedes Jahr deutlich mehr Ingenieure in Rente, als neu in den Beruf einsteigen, und die Schere wird mit jedem Jahr größer“, so der Befund der Studie .

Auffällig für die Autoren: Deutschland liege mit diesem Trend weiter am Schluss der Rangliste aller OECD-Länder. Das sei besonders deshalb dramatisch, weil die Bundesrepublik einen deutlich höheren Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt habe als fast alle anderen führenden Industrienationen, so Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes in einer Pressemitteilung : „Die Krise beeinflusst die großen strukturellen Trends kaum, umgekehrt gilt das aber leider nicht.“ Deutschlands Vorsprung bei den zukunftsträchtigen Effizienztechnologien drohe zu schmelzen, weil es am Nachwuchs in diesen interdisziplinär geprägten Branchen fehle, so Meyer-Guckel weiter. Dabei seien es gerade diese Branchen, die darüber entscheiden werden, „wie gut oder schlecht wir aus der aktuellen Krise herauskommen“.

Da die Absolventen der MINT-Fächer stark zu Forschung und Innovation beitragen, wirke sich fehlender Nachwuchs dort besonders nachteilig auf die zukünftige Innovationskraft Deutschlands aus, so Meyer-Guckel. Aber nicht nur die bloßen Zahlen seien entscheidend. „Die Zukunftstechnologien erfordern ein ganz neues Querschnittsdenken über die klassischen Disziplinen hinaus. Wir brauchen eine neue Ingenieurgeneration, die in fachüberschreitendem Denken geschult und ausgebildet ist. Das ist eine große Herausforderung für Forschung und Lehre an den Hochschulen.“

Mit einem neuen Wettbewerb wollen der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung daher die Hochschulen ermuntern, nachhaltige Strategien für mehr MINT-Absolventen zu entwickeln. Die Hochschulen sollen mehr Studienanfänger für die MINT-Fächer begeistern, den Studienerfolg erhöhen (und damit auch die hohen Abbruchquoten senken) und mehr ausländische Studierende gewinnen und halten. Bis zum 15. Oktober 2009 können sich Hochschulen um insgesamt 1,6 Mio. Euro Fördergelder bewerben.

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