Gerd Leonhard über Mediennutzung der Zukunft und Geschäftsmodelle

Wie werden Medienunternehmen in Zukunft ihr Geld verdienen? Wird es Flatrates für unsere Mediennutzung geben? Auf welchen digitalen Geräten werden wir wie welche Inhalte konsumieren? Welches Ökosystem ist für Verlage das Bessere: Das proprietäre von Apple, das offene von Google oder keines von beiden? Und die entscheidende Frage: Wer wird in Zukunft den direkten Kontakt zum Kunden/Leser halten? Der Media Futurist Gerd Leonhard stellt im Gespräch, das im Rahmen der Internet World 2010 in München mit mir stattfand,einige seiner Visionen zur Zukunft der Medien vor und geht auf mögliche Szenarien ein. Auch erklärt er warum Twitter sein bevorzugtes soziales Netzwerk ist: “…weil Twitter diese wahnsinnig intensive Diskussion und Konversation mit ähnlichen Leuten ermöglicht… Die Diskussion und der Wert, der mit ungefähr 100 Leuten dort stattfindet, der ersetzt für mich die nächsten 200 Bücher.”

Das Interview führte ich im Auftrag des  Media-TREFF der Vogel Business Media.

Ibrahim Evsan über das Apple iPad

„Mensch und Maschine sind vereint“ – Viele Medienunternehmen setzen große Hoffnungen in das iPad von Apple. Ob diese Hoffnungen berechtigt sind, was Apples erster Tablet-Computer leisten kann und was von Apps auf solchen Geräten zu halten ist, dazu Ibrahim Evsan im Gespräch mit mir, das ich auf der Internet World 2010 in München im Auftrag des  Media-TREFF der Vogel Business Media führte. Auch erklärt er, welchen Einfluss Geräte wie das iPad auf die digitale Medien und die gesellschaftliche Entwicklung haben und wie sich Unternehmen darauf einstellen müssen. Das bevorzugte Social Network von Ibrahim Evsan ist “tatsächlich Twitter als Kanal für alle anderen Social Network.“

Verlage: Qualität wird zum Rettungsring

Landlust, Brand Eins, das sind für Dieter Reichert, Geschäftsführer von Censhare, die Zeitschriftenmarken, die sich auch im Internet auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und nicht zum billigen Bannerplatz für Markenartikler geworden sind. Reichert’s These: Verlage müssen sich auf Ihre Aufgabe konzentrieren, ihre eigenen Produkte zu verkaufen und hohe Qualität zu produzieren. Die könne man dann „malen, in Stein meißeln oder auf dem iPad“ präsentieren. Die Welt habe sich verändert, Verlage hätten sich aber noch nicht verändert, denn sie versuchten weiter auf die sich immer schneller verbreitenden Nachrichten zu setzen. Das sei aber heute kein Geschäft mehr für Verlage. Im Netz, so Reichert, hätten sie damit „keine Chance und keine Berechtigung mehr“.

Das Interview habe ich im Auftrag des Media-TREFF der Vogel Business Media auf dem Digital Innovators Summit des VDZ in Berlin geführt.

Link: Dieter Reichert zur digitalen Medienentwicklung

Fachverlage: Chancen für vertikale Netzwerke

Kristina Prokop, Adify – Vertical Network Solutions, im Gespräch mit mir über vertikale Netzwerke und deren Entwicklung in der deutschen Medienlandschaft. Prokop sieht die Medienunternehmen als Gatekeeper zu spezifischem Content. Gerade für Fachverlage könnten sich in diesem Bereich neue Geschäftsmodelle finden. “Der wichtigste Trend im Online-Advertising 2010 ist Enhanced Targeting”, so Prokop, da die Zeit  reif sei für diese Art des Marketings.

Das Interview führte ich im Auftrag des Media-TREFF der Vogel Business Media auf dem Digital Innovators Summit des VDZ in Berlin geführt.

Innovationen durch Augmented Reality – Interview mit John Wilpers

John Wilpers, Senior Consultant bei Innovation Media Consulting Group, im Gespräch mit mir, das ich im Auftrag des  Media-TREFF der Vogel Business Media führte, über Augmented Reality, also die computergestützte, interaktive Erweiterung einer klassischen Print-Anzeige. Waren hierfür bisher noch QR-Codes nötig, die in die Anzeige eingebettet und dann vom Leser abfotografiert werden mussten um z.B.den Download der zusätzlichen Informationen zu starten, so kann dieser nun vom eigentlichen Motiv der Anzeige ersetzt werden. Die Anwendung wird somit noch einfacher. Als größten Trend für die Zukunft sieht Wilpers: „The most important trend in online advertising is digital. It’s interactivity. It’s not a one way conversation”. Er ist also der Ansicht, dass in Zukunft die Anzeigen den meisten Erfolg haben werden, die sich durch Interaktivität auszeichnen.
Das Interview fand im Rahmen des Digital Innovators Summit des VDZ in Berlin statt.

Juan Senor: Verlage müssen investieren

„The industy has to begin to charge for some content“, so Juan Senor, UK Direktor bei Innovation Media Consulting Group, im Gespräch mit mir über eine neue Studie zum Thema Innovationen im Zeitschriftenmarkt. Senor vertritt die Ansicht, dass eine reine Werbefinanzierung der Portale und das kostenlose zur Verfügung stellen der Inhalte kein funktionierendes Geschäftsmodell für die Zukunft darstellt. Er sieht die Lösung in der Monetarisierung hochwertiger Inhalte, die Hintergründe erklären, oder Informationen zu speziellen Inhalten bieten, da hierfür eine Zahlungsbereitschaft bei den Usern besteht. „A successful digital strategy for publishers is to invest in good journalism, to invest in good story telling. And to create stories on every platform that are different. Different content for different platforms.”

Das Interview führte ich im Auftrag  des Media-TREFF der Vogel Business Media auf dem Digital Innovators Summit des VDZ in Berlin.

Studie zur „Informationsgesellschaft 2.0“: Noch punkten die klassischen Medien

Welche Rolle spielen welche Medien im „Informationszeitalter 2.0“? Dies hat TNS Emnid in ihrer gleichnamigen Studie untersucht. Ergebnis: „Die klassischen Medien haben (noch) die Nase vorn, wenn es um das Konsumieren von Informationsangeboten geht. Noch immer gilt: Zeitung und Fernsehen liegen beispielsweise als Informationsquelle für aktuelle Nachrichten auf den Spitzenpositionen.“ Allerdings: „Bei den unter 30-Jährigen gelingt es den klassischen Medien nur noch bedingt, ihre Seriosität auf die Internetangebote zu übertragen.“

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Paid Content: Kaum einer will für Artikel im Netz bezahlen

Nur 16 Prozent der deutschen Internetnutzer seien grundsätzlich bereit, für online veröffentlichte Artikel zu zahlen, so der Webmonitor von Bitkom und Forsa ergeben. „Bislang gibt es kaum eine Zahlungsbereitschaft für Nachrichten, Berichte und Reportagen im Internet“, so Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. Er sieht eine Hol-Schuld bei den Medienhäusern: „Die Anbieter sind gefordert, mit intelligenten Geschäftsmodellen dazu beizutragen, dass auch im Internet nach und nach eine Bezahl-Kultur heranwächst.“ Derzeit finanzierten sich die Nachrichtenportale im Internet vor allem über in den letzten Jahren stark gestiegene Online-Werbeumsätze. Die Bitkom erwartet, dass der Online-Werbemarkt dieses Jahr erstmals die Marke von 1,5 Milliarden Euro überschreiten wird. Bei allem Jubel: Die TKP sind vielerorts stark gesunken, ebenso die Auslastung des Inventars, aber das steht nicht in der Bitkom-Pressemitteilung. Bitkom-Vize Achim Berg: „Es sollte aber gelingen, auch im Internet durch den Verkauf einzelner Artikel, von Dossiers oder über Flatrates kostenpflichtige Angebote zu etablieren und damit gerade für den Qualitätsjournalismus ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen.“

Hoffnungsvoll stimme ihn, so die Pressemitteilung, dass die Zahlungsbereitschaft unter den höher Gebildeten bereits heute recht gut entwickelt sei. Während unter den Bundesbürgern mit Hauptschulabschluss lediglich fünf Prozent bereit seien, für Artikel im Internet zu bezahlen, ist es jeder vierte mit Abitur (27 Prozent), so die Bitkom-Befragung. Ebenfalls überdurchschnittlich aufgeschlossen seien die 18- bis 29-Jährigen. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) dieser Altersgruppe würde für „journalistisch aufbereitete Artikel“ im Internet zahlen. Berg: „Für viele Unter-30-Jährige ist das Zahlen von Kleinbeträgen im Internet absolut normal. Sie laden sich schon jetzt kostenpflichtige Musik oder Zusatzprogramme für Mobiltelefon, MP3-Player oder PC herunter.“

Entscheidend sei die Attraktivität der Bezahl-Angebote sind angemessene Preise. Die Grenze liege bei 1 Euro, wie der BITKOM-WebMonitor belege: Bis zu 10 Cent pro Artikel würden 93 Prozent der grundsätzlich Zahlungsbereiten ausgeben, bis zu 1 Euro ist es immerhin noch mehr als jeder Zweite (56 Prozent). Bei höheren Preisen finden sich kaum noch Zahlungswillige.

Zeitungsverlage erzielten heute den Großteil ihrer Verkaufserlöse mit Abonnements, so die Bitkom. Dieses Geschäftsmodell lasse sich allerdings nicht ohne weiteres aus der realen Welt ins Internet übertragen, wie die Befragung zeige. Jeder achte Internetnutzer (12 Prozent) akzeptiere den kostenpflichtigen Einzelabruf. Eine Journalismus-Flatrate, also das regelmäßige Überweisen einer monatlichen Pauschale, würden hingegen nur 4 Prozent nutzen wollen. Lediglich für eine sehr kleine Gruppe kämen beide Bezahlvarianten infrage.

Krisengewinner: Xing-Jobbörse wächst gegen den Trend

Das Business-Netzwerk Xing bleibt ein Gewinner der Krise. Selbst der Umsatz mit Stellenanzeigen wurde im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1,84 Mio. EUR) um 21 Prozent auf 2,23 Mio. EUR gesteigert, teilte das Unternehmen mit .

Während Verlage und Jobbörsen mit Einbrüchen beim Stellenmarkt von bis zu 50 Prozent kämpfen, und der Bundesverband der Zeitungsverlger (BDZV) ganz offiziell von einem Rückgang um 41 Prozent spricht, legt die junge Jobbörse von Xing auch im zweiten Jahr ihres Bestehens -Krise hin oder her – weiter zu: „In einem konjunkturell rückläufigen Online-Jobanzeigenmarkt, konnte die XING AG ihren Umsatz nachhaltig ausbauen und in diesem zweiten wesentlichen Geschäftsfeld gegen den Trend weiter Marktanteile gewinnen“, so Xing in seiner Halbjahresbilanz.

Bild„Wir haben im ersten Halbjahr kräftig in die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle investiert und gute Fortschritte bei der konsequenten Umsetzung unserer strategischen Ziele gemacht. In der zweiten Jahreshälfte werden wir uns weiter darauf konzentrieren, XING für unsere Mitglieder attraktiver zu machen und zeitgleich neue Erlösquellen einzuführen. Erste neue Angebote speziell für Recruiter sind bereits im Betatest“, so der Xing-Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Groß-Selbeck.

Im Betattest sind etwa gestaltete Stellenanzeigen (siehe Screenshot; Quelle: Xing-Blog), wie vor zwei Wochen im offiziellen Xing-Blog und bei Thorsten zur Jacobsmühlen im Blogaboutjob zu lesen und sehen war. „Noch ist es jedoch nicht soweit: Um interessierten Unternehmen die gestalteten Anzeigen offiziell anbieten zu können, müssen wir sicherstellen, dass technisch alles einwandfrei läuft. Hierzu dient unsere Testphase: Im Laufe der kommenden Wochen stellen wir mit unseren Test-Partnern, der Personalberatung Michael Page und Yello Strom, die ersten gestalteten Anzeigen im Live-Modus auf XING Jobs ein“, heißt es Beitrag des Xing-Blogs von Ende Juli. Erste Einschätzung von Thorsten zur Jacobsmühlen: „Auf jeden Fall wird der Schritt den Stellenbörsen nicht sehr gefallen. In Kombination mit dem PayPerClick Verfahren, ist es eine Gefahr im Kampf um die Budgets der Personalabteilungen.“

Längst ist die offizielle Jobbörse von Xing (neben den vielen „inoffiziellen“ in Tausenden von Gruppen) den großen Jobbörsen dicht an den Fersen. Es gibt bereits seit mehr als einem halben Jahr die Möglichkeit, pauschal für eine Anzeige statt per Klick zu bezahlen, außerdem wurden die ersten Multiposting-Tools, wie sie vor allem Großunternehmen und Agenturen zur gleichzeitigen Schaltung der Anzeigen in mehreren Börsen angebunden, etwa jopo von Softgarden.

VNR startet Marketing-Netzwerk

Der Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) setzt auf Social Networks. Bereits online ist das HR-Portal 4Personaler.de, im September soll eine Community für Marketing-Fachleute folgen: How2Marketing.de. Das kündigten der Verlag und der beteiligte Software-Dienstleister jetzt in einer Pressemitteilung an. Mit VNR habe sich einer der größten Fachverlage Deutschlands bei der Auswahl des Community-Systems für Software-as-a-Service-Produkte der Siteforum-Gruppe entschieden. So wolle der Verlag schnell wachsende Online-Communities und Themenportale um die populären Printpublikationen aufzubauen. Dadurch würden neue Zielgruppen angesprochen und Leser sowie Abonnenten könnten „eine Vielzahl neuer Angebote nutzen“.

„How2Marketing“ soll nach Verlagsangaben ein „Online-Marktplatz für Marketingexperten mit sofort umsetzbaren How-to-Beiträgen“, einem Dienstleister-Verzeichnis, interessanten Downloads und weiteren Features werden. Noch leitet die Internet-Domain auf die monatlich erscheinende „WerbePraxis aktuell“ mit seinem Chefredakteur Bernd Röthlingshöfer um. Das Portal biete Informationen und ein Netzwerk für Werbetreibende im deutschsprachigen Raum. Es befindet sich derzeit noch in der Closed Beta Phase und werde im September online gehen, so die Pressemitteilung. Damit setzt das neue Marketing-Portal einen deutlich anderen Schwerpunkt als etwa die Anfang des Jahres gestartete Community des Deutschen Fachverlages „HorizontPeople“.

BildBereits online ist das VNR-Portal www.4Personaler.de. Hier sollen Spezialisten aus dem Bereich Human Ressources, aber auch Arbeitgeber und Angestellte ihr Wissen rund um das Thema Beschäftigung erweitern und Informationen von Experten einholen, so der Verlag. Das Wissensportal werde „in naher Zukunft zum Special-Interest-Netzwerk erweitert.“ Personaler und andere Interessierte könnten sich dann in der HR-Community versammeln und austauschen.

Beide Netzwerke werden mit der Social Networking-Software von Siteforum (Erfurt) erstellt und gepflegt. Sie „bietet umfassende Standardfunktionalitäten und alle wichtigen Dienstleistungen wie Managed Hosting, Anpassung, Support und Consulting aus einer Hand. Dadurch können wir Themen zügig starten und umsetzen“, so Frank Toscha, Bereichsleiter des VNR-Fachverlages für Marketing und Trendinformationen.

„Fachverlage haben bereits eine etablierte Kundenbasis und ein bewährtes Geschäftsmodell. Mit Special-Interest-Communitys können sie die eigene Produktpalette enorm erweitern und ihren Kunden Mehrwerte anbieten. Mit Software-as-a-Service lässt sich außerdem das Start-Investment gering halten und ein schneller Return-On-Investment erreichen“, sagt Dirk Schlenzig, CEO der Siteforum Gruppe, laut Pressemitteilung. Das Unternehmen bezeichnet sich als ein „führender Anbieter von Social Network for Business“. Unternehmen und Organisationen in aller Welt nutzten die Software-as-a-Service Produkte des deutschen Herstellers, „um vorrangig den kompletten Kundenlebenszyklus online abzubilden und um Online-Communitys rund um Produkte, Dienstleistungen, Themen oder komplette Branchen aufzubauen“.

Der Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG (Bonn) hat  zusammen mit seinem Schwesterunternehmen FID Verlag GmbH einen Umsatz von 134 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Verlag vertreibt in zehn Fachverlagen Fachinformationsdienste, Loseblattwerke und elektronische Produkte.